Bürgermeisterwahl Bräunlingen Schonungsloses Statement

Wer in Bräunlingen und seinen Stadteilen lebt, kommt dieser Tage kaum um das zentrale Thema der Stadt herum. Die Bürgermeisterwahl am 22.10.17. Seit meiner Kindheit gab es in Bräunlingen nur ein Stadtoberhaupt, Jürgen Guse. Das dies irgendwann mal endet war klar. Aber, jetzt, wo es soweit ist, fühlt es sich irgendwie komisch an.

Nun gut. An diesen Fakten kann man nichtmehr rütteln. Es gilt also am 22.10 ein neues Stadtoberhaupt zu wählen. Dazu haben sich 4 Kandidaten in Stellung gebracht.

1: Carmen Haberland – http://www.carmen-haberland.de – Juristin aus Rielasingen

2: Heiko Zorn – http://heikozorn.de – Bauingenieur aus Bräunlingen

3: Schreiber Andreas – https://www.schreiber-andreas.de – Diplom Forstwirt

4: Micha Bächle – https://www.micha-baechle.de – Bürgermeister Stellvertreter und Büroleiter

Aber wen soll man bei dieser Auswahl nun wählen? In den folgenden Sätzen möchte ich hier meine persönlichen Überlegungen kund tun. Vielleicht helfen sie dem einen oder anderen bei der Entscheidung für den, aus meiner Sicht, Richtigen. Das folgende ist meine persönliche Meinung. Hierbei vermeide ich nochmal alle politischen Programme zu vergleichen. Das kann jeder selbst auf der Webseite der Kandidaten.

HEIKO ZORN

Fangen wir mit Heiko Zorn an. Heiko kenne ich seit meiner Jugend. Schon in Unadingen ist man sich über den Weg gelaufen und hat das eine oder ander Fest gefeiert. Wir hatten nie richtigen Kontakt. Dennoch kannte man zumindest seinen Namen. Basierend auf dem Lebenslauf und seiner beruflichen Tätigkeit kann man sich durchaus vorstellen, dass Heiko ein passender Kandidat ist. Er ist in vielen Bereichen engagiert, leitet Projekte, führt Personal und kennt sich bestens mit Ämtern und den, manchmal nicht einfachen, bürokratischen Hürden aus. Es wäre also durchaus denkbar, dass er den Job machen könnte.

Dennoch fliegt er bei mir von der Liste. Warum? Er ist zu tief in Bräunlingen verwurzelt. Als neuer Bürgermeister der Stadt Bräunlingen sehe ich hier die Gefahr, dass zu viele Leute mitreden. Zudem glaube ich nicht, dass er sich im Gemeinderat argumentativ durchsetzen könnte und strukturiert die Stadt lenken könnte. Wodurch habe ich diesen Eindruck? Überwiegend aus den 10 Minuten der Kandidatenvorstellung in der Stadthalle. Hier fehlte mir die Souveränität und die Wortgewandtheit. Das ganze wirkte eher gemütlich. Zudem würde jemand ins Rathaus ziehen der von den Abläufen wenig Ahnung hat. Das Personal und auch der Gemeinderat hätte die Möglichkeit sich den Bürgermeister so zu ziehen, wie sie möchten.

Wenn ich dann noch berücksichtige, dass auf seiner Homepage Rechtschreibfehler und Grammatikfehler zu finden sind und seine Flyer etwas unprofessionell wirken, fällt es mir schwer, zu glauben, dass er Bräunlingen modern, proaktiv, innovative und engagiert in die Zukunft führen kann.

ANDREAS SCHREIBER

Andreas Schreiber hat sich bei mir mit einem einzigen Satz disqualifiziert. Inhaltlich hat er bei der Vorstellung der Kandidaten, doch allen ernstes gesagt, dass sich die Bewohner der Innenstadt zusammen tun sollen und gegen die Stadt klagen sollen, um so das Recht zu erhalten, Photovoltaikanlagen auf den Dächern der Altstadt montieren zu dürfen. Damit war für mich das Thema gegessen. Nicht das ich nicht auch dafür wäre, dass diese Regelung überdacht werden muss, aber als zukünftiger Bürgermeister, gleich die ersten Klageschriften selbst auslösen, war dann doch zu viel. Da fallen die Argumente, dass er ebenfalls tief in Bräunlingen verwurzelt ist, kaum noch ins Gewicht. Auch nicht dass er im Vergleich zu ändern Kandidaten nicht so offen und freundlich auf die Leute zugegangen ist. Dies bezieht sich auf eine persönliche Begegnung im Dorf, außerhalb einer Veranstaltung. Hier hat er es noch nicht einmal für nötig gehalten zu grüßen bzw. unsern Gruß (nobed) zu erwidern.

Dabei wäre er wirklich ein Kandidat gewesen. Sein Lebenslauf zeigt klar, dass er beruflich als auch Privat engagiert ist und etwas bewegt. Er hat Familie, hat Erfahrung in der Verwaltung und hat beruflich schon viel geleistet. Aber auch hier zieht jemand ins Amt der erstmal die Abläufe im Rathaus lernen muss. Ich sehe Andreas Schreiber in vielen leitenden Positionen. Im Amt des Bürgermeisters kann ich ihn mir aber nicht vorstellen.

CARMEN HABERLAND

Carmen Haberland gehört für mich ganz klar zu den Top 2 in diesem Rennen. Die Juristin aus Rielasingen ist ein Paradebeispiel für Hartnäckigkeit. Alleine schon der Lebenslauf ist beeindruckend. Von einer „einfachen“ Angestellten, hat sie sich in vielen Jahren und mit harter Arbeit zur Volljuristin qualifiziert und arbeitet heute beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Nebenbei ist sie politisch aktiv und auch sonnst sehr engagiert. Im Kreise der bisher genannten ist sie die absolute Favoritin. Dennoch halte ich auch sie nicht für die richtige Kandidatin. Massgeblich dazu beigetragen hat ihre Infoveranstaltung in Döggingen. An diesem Abend hat sie sich in der Pizzeria Etna vorgestellt. Sie kommt charmant herüber, kann reden (zwar nicht frei, aber gut) und war auf den Abend vorbereitet. Aber eben nur auf den Abend.

In ihrer Begrüßung hatte sie erzählt, dass sie schon lange mit dem Gedanken spielt und seit ca. 6 Monaten an dem Projekt arbeitet. In der anschließenden Fragerunde hat sie dann jedoch sehr häufig ausweichend geantwortet und häufig darauf hingewiesen, dass sie ja erst seit 2 Wochen in Bräunlingen ist und sich dies oder jenes erstmal anschauen muss und dann mal schauen möchte, was man denn da tun kann. Da musste ich mir schon die Frage stellen, was die Frau denn in den letzten 6 Monaten gemacht hat. Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich im Vorfeld viel besser informiert hätte. Allem in allem wollte an diesem Abend der Funke nicht wirklich überspringen.

MICHA BÄCHLE

Bei der Kandidatenvorstellung wurde zurecht vom Marathonmann gesprochen. Bereits vor den Sommerferien hat er seine Kandidatur bekannt gegeben und sogleich mit dem Wahlkampf begonnen. Wer bis hierhin gelesen hat, der weiß schon, dass ich meine Stimme ihm geben werde. Dies mache ich jedoch nicht weil Micha Bächle das kleinste Übel ist. Dies mache ich weil ich der vollsten Überzeugung bin, dass er der richtige Mann für das Amt des Bürgermeisters in Bräunlingen ist.

Micha Bächle hat diese Amt von der Pike an gelernt. Er ist „Master of Arts Politik und Verwaltungswissenschaft“. Er ist engagiert und ist bereits im Arbeitsalltag mit der lokalen Politik und mit der Landespolitik beschäftigt. Dank seiner Tätigkeit auf dieser Ebene ist er auch bis nach Stuttgart und darüber hinaus vernetzt. Hier muss ich nochmal kurz zu Frau Haberland zurück schwenken. Auch sie hatte ich nach ihrer Vernetzung gefragt. Sie hat mir dann geantwortet, dass sie Freunde bis nach Stuttgart und in den Bund hat. Dass muss ich hier fairerweise noch einbringen. Auch wenn man nicht weiß welcher Ämter die Freunde haben und wieviel Sie tatsächlich bereit sind und gewillt sind, mit Frau Haberland zu teilen bzw. wieviel diese Verbindungen wert sind.

Nun stimmt bei Micha Bächle also die Basis aus Vorraussetzungen und Infrastruktur. Was hat mich noch fasziniert?

Geschwindigkeit und Perfektionismus sind hier die Schlagwörter. Micha Bächle war nicht nur der erste, er hat auch gleich voll losgelegt. War vor Ort, hat mit Bürgern und Firmen gesprochen und hat klar vermittelt, dass er das will und, vor allem, kann.

Seine Kommunikation, seine Flyer und seine Webseite sind hervorragend. Sie waren es vom ersten Tag an. Und sind, nun auch mit Berichten über alle Veranstaltungen, eine klares und transparentes Aushängeschild seiner Arbeit. Darüber hinaus, hat er, bei mir, bei seinen Besuchen und bei Gesprächen gepunktet. Hier möchte ich zwei Beispiele nennen, welche ich bezeichnend finde. Wie bei Frau Haberland erwähnt, haben auch die anderen Kandidaten auf verschiedene Fragen dahingehend geantwortet, dass sie das noch nicht wissen und sich dann das Thema nach ihrer Wahl anschauen werden. Nicht so Micha Bächle. Bei einer Veranstaltung wurde er gefragt, was er denn tun möchte um die ärztliche Versorgung in Bräunlingen zu gewährleisten. Er hat daraufhin geantwortet, dass dies in der Tat ein wichtiges Thema sei, da ja gerade einemmal drei Ärzte in Bräunlingen sind, welche zudem teilweise vor der Pensionierung stehen. Er wusste sogar das Alter, was ich mir leider nicht gemerkt hatte. Im Anschluss daran kam er dann mit verschiedenen Anreizen, welche er vorschlägt. Das war schon faszinierend. Nicht das er Vorschläge hatte, aber dass er Bescheid wusste und informiert war.

Gleiches passierte als es um das Thema Wald ging. Ich erinnere mich nichtmehr an die genaue Frage. Aber ich weiß noch wie fasziniert ich war, als er aus dem stehgreif wusste wieviel Festmeter in den letzten 3 Jahren geschlagen wurde und wieviel Prozent der Holzertrag im städtischen Haushalt ausmacht. Er hatte einfach seine Hausaufgaben gemacht, und zwar gründlich.

Das lässt vermuten, dass er seine Arbeit im Rathaus ebenfalls so perfektionistisch macht. Für mich, ein klarer Pluspunkt.

Ein weiterer Punkt ist das Pensum. bis zur Fertigstellung dieses Artikels hat er, laut seiner Facebook Seite, über 2000 Haushalte und nahezu jede Firma besucht. Nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen, so wurde mir berichtet, hatte er ein offenes Ohr und war interessiert an unseren Fragen.

Naja und wenn wir ihn heute irgendwo treffen dann kennt er die Namen der Familie. Das weiß selbst Pfarrer Eckert nichtmehr, und der hat uns getraut.

Zu guter letzt glaube ich auch, dass er für das Rathaus selber, der beste Kandidat ist. Jeder weiß, dass sich in einer Firma über die Jahre viele Dinge einschleifen.

Egal ob Zorn, Schreiber oder Haberland, sie alle haben noch in keinem Rathaus gearbeitet und müssten erstmal lernen. Das birgt die Gefahr, dass eingefahrene Strukturen vermittelt werden und verhindert neue Ansätze. Mit Micha Bächle würde jedoch jemand ins Amt kommen, der Erfahrung hat und der Reformen dort anstoßen kann wo sie nötig sind. Zurecht fürchten, vielleicht, sogar einige diesen jungen und dynamischen Chef, könnte das doch bedeuten, dass schluss ist mit alt und lieb gewonnenen Strukturen. Dagegen dürften sich die innovativen Geister im Rathaus freuen, würde dann doch neuer Wind, Schwung in neue Entwicklungen geben.

Micha Bächle steht für einen frische moderne Ausrichtung Bräunlingens und ich hoffe, dass er am 22 Oktober gewinnt. Wichtig ist daher vor allem, dass alle wählen gehen. Aber vor allem die Anhänger von Micha Bächle 😉

Update 03.01.17.

Mittlerweile ist es ja so gekommen, wie ich es mir erhofft hatte. Wer diesen Artikel mehrfach gelesen hatte, hat festgestellt, dass ich mir die Kritik unseres vorherigen Bürgermeisters (Siehe Kommentare) zu Herzen genommen habe. Damals hatte ich sehr Plakativ darum gebeteten, dass der neue Bürgermeister einige Reformen anstößt, da sich doch einige Dinge eingeschliffen hätten bzw. Zur Gewohnheit wurden. Das hat mir unheimlichen Zuspruch beschert. War dies nicht nur Thema in den Wahlkampfveranstalltungen sondern wohl auch bei eineigen anderen. Es hat aber auch den Zorn einiger hervorgerufen. Sogar den des damaligen Bürgermeisters selber. Der meine Ausführungen als Unsinn abtat.

Aufgrund des unheimlichen Zuspruchs gehe ich jedoch, nach wie vor, davon aus, dass meine Ausführungen wohl nicht nur mich beschäftigten sondern auch viele anderen. Und heute, 3 Tage nach der Amtsübergabe bekam ich dann auch noch Rückendeckung von meinem schärfsten Kritiker. Zumindest zitiert ihn der Südkurier in seiner heutigen Ausgabe: “ Schließlich hätten sich im Laufe der Jahrzehnte gewisse Gewohnheiten eingeschlichen“. Hatte ich nicht genau das, Ihm Wahlkampf angeprangert ;-).

Screenshot Südkurier vom 03.01.18