„Bor wie krass“, war mein erster Gedanke als ich den Klappentext zum Buch „Rattentanz“ von Michael Tietz gelesen hatte. Ein Katastrophenthriller, der direkt vor meiner Haustür spielt. Den musste ich haben.So ging es mir als ich Anfang Januar 2010 das erste mal von Rattentanz gehört hatte.
Wie immer möchte ich bei meiner Rezension nicht zu tief auf die Inhalte eingehen. Dazu gibt es schon tausend andere Internetseiten. Hier möchte ich euch sagen, ob das Buch gut ist oder nicht. Als ich zu lesen anfing, wurde mir schnell klar das dieses Buch anders sein wird als all die Bücher, die ich zuvor gelesen hatte. Es ging nicht um die Rohstoffknappheit, es gab keine Mordfälle es gab keine Kommissare.
Nein das Einzige was passiert ist das am 23 Mai morgen ums 8:00Uhr der Strom ausfällt. Der geneigte Leser frägt sich sehr schnell, was daran wohl so Schlimmes ist. Wie daraus ein Thriller werden soll, an dem sich die Meinungen teilen. Das Plätschern auf der Standspur wird jedoch innerhalb von wenigen Seiten zu einer Vollgasfahrt auf der Überholspur. Es fällt nicht einfach nur der Strom aus, nein es ist einfach alles außer Betrieb, was in irgendeiner Form mit einem Computer gesteuert wird. Im Jahre 2010 ist das alles.
Innerhalb von wenigen Stunden bricht das Chaos aus. Es beginnt, als die Menschen feststellen, dass keine Polizei kommt, wenn irgendwo etwas passiert. Für meinen Geschmack geht es hier etwas zu übertrieben los. Auch wenn ich fest davon überzeugt bin, dass es in der Abfolge genau so passieren könnte, ist die die Geschwindigkeit mit der Michael Tietz hier zu Werke geht doch gewöhnungsbedürftig. Es empfiehlt sich, vor dem Lesen des Buches einige Information über das Verhalten von Menschen in Extremsituationen einzuholen. Mit diesem Wissen ist die Geschwindigkeit, mit der einem das Buch fesselt nicht mehr unglaubwürdig, sondern lediglich ein wenig schnell.
Während der Geschichte bewegt man sich in drei Handlungsszenarien. Die Veränderungen in dem kleinen Dorf Wellendingen, Donaueschingen und die Geschichte wie eine der Hauptpersonen, Eva Seger, nach Hause kommt, und dort ohne Ihren Mann das Leben in die Hand nimmt und die Geschichte von Hans Seger, der in Schweden gestrandet ist und sich durch ganz Deutschland zurück nach Wellendingen kämpft.
Eindrucksvoll beschreibt Michael Tietz Szenarien und Gegebenheiten, bei denen einem manchmal der Atem stockt. Man kann das Buch kaum auf die Seite legen. Dennoch gibt es auch Dinge, die mir persönlich fast den Spaß am Buch verdorben hätten. In diesem Buch kommen allerlei komische Gestalten vor. Da gibt es zum Beispiel einen Thomas Bachmann der mit 3 weiteren Stimmen im Kopf lebt und sich lange und intensiv damit auseinandersetzt. Oft hatte ich das Gefühl, das es nun reicht, das ich das „Gelaber“ der Stimmen nicht lesen möchte. Es war ein störender Faktor, der nur durch die Erwartung einer Veränderung billigend in Kauf genommen wurde.
Ähnlich ging es mir bei der Anzahl an Menschen die eine böse Rolle hatten. Sehr häufig hatte ich das Gefühl, das so viel Böses doch nicht zusammen kommen kann. An dieser Stelle mag mich mein Glaube an das Gute überrumpelt haben. Aber als ich dann immer öfter auch noch über die übertriebene Blödheit der Bösewichte gestolpert bin, musste ich mehr als einmal das Buch aus der Hand legen.
Und dennoch muss ich abschließend sagen das Michael Tietz es trotz dieser beiden Negativpunkte es geschafft hat mich zu fesseln. Das ganze Buch hat so eine enorme Spannung, das ich auch nach den kurzen Aufregern dieses Buch nicht endgültig aus der Hand legen konnte. Wer also Lust auf eine absolut abenteuerliche Geschichte und ein an Spannung nur so trotzendes Buch hat, der ist hier genau richtig.
Für alle Menschen aus dem Schwarzwald Baar Kreis gibt es noch etwas Besonderes.
Wenn ich Bücher lese, dann lese ich Sie wegen des Kopfkinos. Ich lese und meine Fantasie baut sich dabei die Welt, die hier beschrieben wird zusammen. Wenn die Geschichte in einer Gegend spielt, dann baue ich Erinnerungen an diese Gegend ein. Ob diese dann stimmen, ist mir egal. Mir geht es darum, dass ich mich wohlfühle. Bei Rattentanz ist das anders. Bei Rattentanz weiß ich bei jeder Szene die sich im Schwarzwald abspielt genau, wo es ist. Wenn in dem Buch beschrieben wird wie die Gruppe von Hausen vor Wald über Mundelfingen nach Ewatingen kommt weiß ich in jeder Sekunde genau, wo was und wie passiert ist. Wenn man nahezu an der Strecke wohnt (Döggingen), ist das wohl auch normal. Ich habe mich nach dem Buch öfters erwischt, wie ich einen Teil der Strecke abgefahren bin und mir die Szenen aus dem Buch vorgestellt habe. Eigentlich bescheuert aber so war es. Es hatte, damit angefangen als ich mit dem Bus durch Wellendingen musste. Anstatt gelangweilt im Bus zu sitzen, habe ich die Häuser und das Hardt angeschaut und habe mir die Szenen aus dem Buch vorgestellt. Das war Kopfkino 5D.
Ich hoffe ich werde in diesem Jahr irgendwann die Möglichkeit haben Michael Tietz auch mal persönlich zu treffen. Da er ja nur ein paar Kilometer weg wohnt, müsste das ja gehen.
— Update 09.03.2012–
Am 08.03.2012 hatte ich endlich die Gelegenheit ihn zu treffen. Hier ist der Bericht dazu. Mein Treffen mit Michael Tietz.
2 Gedanken zu „Rezension „Rattentanz“ Michael Tietz – Der (Heimat)thriller“