Sehr geehrte Damen und Herren,
leider haben bisher alle Versuche, Sie persönlich zu erreichen nicht funktioniert. Aus diesem Grunde wende ich mich nun in einem offenen Brief an Sie.
Es geht um die Berichterstattung der verschiedenen Unfälle im Schwarzwald, welche teilweise mit Todesfolge, erfolgten. Ich oute mich als Abonnement Ihrer Zeitung. Während ich nicht zuhause bin genieße ich es auch in den entlegensten Regionen Informationen aus der Heimat und von meiner Zeitung zu erhalten.
In der letzten Zeit muss ich jedoch sagen, dass mich ihre Berichterstattung teilweise erschreckt hat. Das Niveau auf das Sie sich herab bewegt haben, hat ein Level erreicht, welches ich so nicht mehr tragen kann.
Link zur Petition gegen Unfallbilder auf Südkurier online.
Selbstverständlich interessiert es mich als Schwarzwälder, was in meiner Gegend passiert. Zudem finde ich es fürchterlich, dass es in der letzten Zeit immer mehr Unfälle auf der B31, der B317, der B27 und weiterer Straßen gegeben hat. Und selbstverständlich lese ich auch hier im Ausland ihre Berichte darüber.
Neben den „normalen“ Nachrichten geben mir Ihre regionalen Informationen, einen Überblick über das Geschehen.
Doch was ist los mit Ihnen, dass Sie zu jedem Unfall eine Bildergalerie anbieten müssen. In welcher kranken Welt leben wir, dass ein Unfall, bei dem Menschen zu Schaden gekommen sind, oder gar getötet worden, in einer Bilderstrecke mit mehreren Bilder abgebildet werden muss. Sind sie so Publicity-Geil, dass man den Tot aus so vielen Blickwinkeln zeigen muss? Was geht in Ihren Köpfen vor, dass sie als Titelbild ein zerfetztes Auto zeigen müssen? Reicht es nicht, zu wissen, dass ein Mensch gestorben ist? Muss es sein, dass sie Zeigen, dass er wirklich keine Chance hatte, weil dieser Haufen Blech dort nur noch mit Mühe als Auto zu erkennen ist?
Was geht in Ihrem Kopf vor, dass Sie das Schicksal eines Menschen der Öffentlichkeit oder gar der Familie, so ignorant zur Schau stellen?
Geilt es sie auf, dass Sie dadurch einen Haufen, sensationsüchtiger auf Ihre Webseite bekommen?
Glauben Sie, diese Bilder bleiben den Angehörigen verborgen? Stellen Sie sich einmal vor, es wäre Ihr Sohn oder Ihr Vater, der auf der Straße gestorben ist, und dessen Wrack und dessen Blut so in der Zeitung oder online öffentlich zur Schau gestellt wird. Wie würden Sie sich fühlen? IST DAS GEIL?
NEIN, es ist tiefste Demütigung für Sie. Zu Ihrer Trauer kommen nun auch noch alle Details. Sie wissen nun wie der BMW ausgesehen hat, welcher am Baum zerfetzt wurde, und zwar aus 10 oder mehr Blickwinkeln, Sie wissen nun, wie zwei Motorräder aussehen, die Frontal gegen ein Fahrzeug gedonnert sind, Sie wissen nun wie ein Auto aussieht, dass auf einem anderen liegt und bei dem ein Mensch ums leben kam. Aber wollen Sie das?
Wollen Sie, dass all diese Sensationsgeier/Glotzer und all diese heimlichen sensationsgeilen Leute diese Details zu Gesicht bekommen und irgend einen dummen Kommentar über Ihren Angehörigen posten?
Ich denke das hat kein Mensch verdient. Weder Sie, die Reporter und Redakteure noch die Anghörigen.
Ich fordere Sie daher auf, diese Praxis der Zurschaustellung des Todes und des Schicksals zu unterlassen. Natürlich können Sie ein Bild des Unfalls zeigen. Seien sie dabei jedoch respektvoll gegenüber den Angehörigen und unterlassen Sie weiter Bilder.
Aus onlinewerbetechnischen Gesichtspunkten hat ein zweites, drittes oder viertes Bild sowieso keinen Einfluss. Die Klientel, welche sich durch dieses Bilder wühlt ist geistig oder finanziell nicht im geringsten in der Lage gut platzierte Werbung zu verstehen oder zu nutzen. Selbst wenn Sie also Menschlich versagen und den wirtschaftlichen Aspekt über den menschlichen stellen, wird es ihnen nichts nützen. Die Analyse der Zielgruppen auf dieser Galerie wird zeigen, dass sie die „Click through rate“ negativ beeinflussen.
Von daher, wiederhole ich meinen Appell, nehmen Sie Abstand von Bildergalerien, welche den Tod und die Umstände genau dokumentieren. Um zu zeigen, dass ich nicht alleine bin, gibt es diese Petition. Wir hoffen, Sie kommen zur Vernunft.
Mit freundlichen Grüßen
Hendric Schneider
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