Oder, die positiven Seiten einer Odyssee.
Am heutigen Morgen machte wie schon so oft wieder auf in den hohen Norden um ein paar Termine vor dem Jahreswechsel wahr zu nehmen. Da ich nach all den hunderttausend Kilometern die ich in den letzten Jahren so zurück gelegt habe, kaum noch Lust auf Autofahren habe, entscheide ich nur noch zwischen nur Zug , Flug und Zug oder Zug, Flug und Mietwagen. Heute war mal wieder „nur Zug“ angesagt. Bereits kurz nach meiner Abfahrt in Donaueschingen machte der Zug plötzlich langsam. Die Freundliche Stimme aus dem Lautsprecher begann einen Satz, den ich an diesem Tag verflucht habe: „Wegen einer Fehlermeldung aus dem Triebwagen müssen wir eine kurze Inspektion vornehmen, dies kann zu einigen Minuten Verzögerung führen“. Zwischen Donaueschingen und Offenburg führte diese Meldung 3 mal zu insgesamt 25 Minuten Verspätung. Mein Anschlusszug in Offenburg natürlich auch. Die Schalterbeamten gaben sich größte Mühe mir zu helfen. In einem Provinz-Bahnhof wie Offenburg, in dem nicht alle ICEs halten hieß es unterm Strich dann aber doch 1 Stunde warten. Als der Anschlusszug dann meldetet, dass er auf Grund der Temperatur nur 200 km/h fahren darf und wir dadurch in Bonn weitere 10 Minuten Verzögerung haben, war bei mir der Ofen auf 180. Mein nächster Anschlusszug sollte mir eine weitere Stunde Verspätung einbringen.
Dank der iPhone App DB Navigator begann ich dann mir selber zu helfen. Mein Ziel war bekannt, die Ungefähren Strecken der Bahn auch. In der Hoffnung von keinem Schaffner „erwischt“ zu werden habe ich die Zugbindung vernachlässigt und bin letzen Endes mit 45 Minuten Verspätung zum Meeting gekommen. Was sehr ärgerlich war und mir auch peinlich war. Der Heimweg sollte doch dann aber besser sein. Schließlich wollte ich um halb Zehn wieder Zuhause sein.
Schön wär es gewesen. In Düsseldorf sollte ich einen IC nach Köln nehmen und dort Innerhalb von 6 Minuten am selben Bahnsteig umsteigen. Das sollte kein Problem sein. Wurde es aber als ich erkannte, dass mein IC doch glatt 15 Minuten Verspätung hatte. So allmählich riss mir der Geduldsfaden. Wie konnte es sein, dass ich als Bahnfahrer und Bahnfan gleich zweimal so geärgert werde. Womit hatte ich das Verdient? Mein Ärger musste wohl irgendwo gespürt worden sein. Da ich schon vor Fahrtantritt wusste, dass ich spätestens in Köln hängen bleibe, bin ich gleich zum Servicecenter gegangen. Ich wollte gleich umbuchen um mir jeglichen Ärger zu ersparen. Der Beamte dort am Schalter ließ mich schlimmes ahnen. Er las seine Zeitung und sah alles andere als interessiert aus mir zu helfen.
Da ich immer noch Grundsätzlich an das Gute im Menschen glaube, bin ich trotzdem freundlich auf den Mann zu und begann ihm mein Problem zu schildern. Ich zeigte ihm welcher IC Verspätung hatte und welchen ICE ich hätte kriegen sollen und vor allem wollte ich Ihn noch wissen lassen, wie gerne ich um 21 Uhr zu Hause sein wollte. So weit kam ich jedoch gar nicht. Der Mann der dort Zeitung lesend im Stand saß gab mir keine Gelegenheit meine Ausführungen zu beenden. Als ich ankam blickte er sofort zu mir auf. Seine „Zeitung“ entpuppte sich als großer Fahrplan und seine Mimik ließ mich verstehen das er mir meinen Ärger ansah. Ohne meinen Ausführungen zu genauer zu zu hören, betrachtete er meinen Reiseplan, schaute auf die große Anzeige und sagte nur noch: “ Junger Mann, rennen Sie augenblicklich zu Gleis 16, steigen Sie in diesen ICE. In Frankfurt erwischen Sie dann Ihren eigentlichen ICE wieder“.
Im ersten Moment dachte ich:“ Das kann nicht sein, der will dich los werden. Du hast doch noch gar nicht alles erzählt“. Der Mann, mit Nikolaus ähnlichem Aussehen hatte es aber irgendwie geschafft binnen Sekunden mein Vertrauen zu gewinnen. Ich rannte los und fand tatsächlich einen ICE an Gleis 16 stehen. Während ich zu den Gleisen rannte versuchte ich zu überprüfen ob die Angaben tatsächlich richtig waren. Es gelang mir nicht. Dennoch stieg ich ein mit dem Gedanken denen die Hölle heiß zu machen wenn das nicht stimmt. Die Türen schlossen direkt hinter mir. War wohl wirklich auf den letzten Drücker. Ich hasse Schwarzfahren, daher machte ich mich auf den Weg zum Schaffner um mir versichern zu lassen, dass alles in Ordnung geht. Diesen Fan ich in der ersten Klasse.
Auch er wahr sehr freundlich und zuvorkommend, erklärte mir wann der Zug in Frankfurt ist und auf welches Gleis ich umsteigen muss. Dann kontrollierte er mein Ticket und bat mich doch Platz zu nehmen, bot mir eine Tageszeitung an und ließ mich wissen, das der Service bald zur Bestellung an den Platz kommt. Ich hab keine Ahnung ob das ein versehen war oder ob er mit dem Ticket nicht klar kam, aber am Ende habe ich die nächsten 1,5 Stunden fürstlich in der ersten Klasse eines ICEs verbracht der mich pünktlich in Frankfurt abgeliefert hat. Das mein erwarteter ICE dann auch noch mal 20 Minuten Verspätung hatte war dann nicht mehr so schlimm. Ob jetzt über Offenburg oder Freiburg war mir Egal. In beiden Fällen wäre ich um die Selbe Zeit zu Hause gewesen. Unterm Strich hat es sogar Perfekt geklappt und ich war rechtzeitig da.
Trotz all des Ärgers haben die beiden Freundlichen Beamte der Bahn dafür gesorgt, dass ich entschädigt wurde, mich wohlfühlte und noch Pünktlich in der Heimat war. Auch wenn es heute haarig war so gebe ich nicht auf, an die Bahn zu glauben.